Man könnte meinen, die diesjährige Fachtagung stand unter keinem guten Stern. Aufgrund diverser Krankheiten gab es kurzfristig am Tag vorher bzw. am ersten Tag viele Absagen – von ursprünglich 36 Teilnehmern (inkl. der Referenten) waren letztendlich nur 25 Leute anwesend. Und dann musste auch noch eine Referentin noch vor ihrem Vortrag vorzeitig abreisen.
Aber hat es die Laune der verbleibenden Teilnehmer getrübt?
Ganz und gar nicht!
Egal ob altbekannte oder neue Gesichter, alle waren Samstag früh gespannt und interessiert auf das was kommen sollte.
Los ging es mit Ingo Mebus, Hufbeschlagschmied, Huftechniker und Sachverständiger, der über die Arbeit und Aufgaben eines Sachverständigen erzählte. Rege Diskussionen entstanden schon früh am Morgen, trotz des sehr theoretischen Themas.
Manu Nieman, Hufpflegerin und Hufschuhspezialistin, Physiotherapeutin und -akupunktuerin, machte mit den Teilnehmern gemeinsam Versuche, wie sich verschiedene Hufschuhe auf das Gangverhalten auswirken. Dazu standen mehrere Pferde aus dem Stall zur Verfügung, die mit unterschiedlichen Hufschuhen ausgestattet wurden (u.a. Flex Boot, Easy Boot, Scoot Boot). Jedes Pferd wurde mit den Schuhen in Bewegung gefilmt, um sich die Aufnahmen später in Slow-Motion anschauen zu können. Schon vor Ort konnte man sehr gut erkennen, wie die Schuhe sich – positiv und negativ – auf das Laufverhalten auswirken. Die Nachkontrolle auf der Leinwand bestätigte das, was alle vor Ort schon sehen konnten und zeigte stellenweise noch weitere Unterschiede auf, die das menschliche Auge alleine nicht wahrnehmen konnte. Ein sehr interessanter Versuch, der auch unter den Teilnehmern viel Diskussionen aufbrachte.
Kathi Jurth, Hufpflegerin und Buchautorin, stellte ihr Buch „Hufwerk“ vor, dass sowohl für Laien die Thematik rund um den Huf anschaulich und verständlich erklärt, aber auch dem Fachmenschen gute Anregungen bietet.
Am Sonntag gab Kathi Jurth noch ein paar Gedanken zur Beurteilung und Handhabung von Veränderungen am Huf mit. Dabei ging es weniger um die eigentliche Bearbeitung, sondern um das sehen und verstehen von Veränderungen, wie diese entstehen können und von den Grenzen die uns als Bearbeiter gesetzt sind.
Ihr Mann Marcel Jurth zeigte in einer Praxis-Demo am Sonntag, wie er mit einem 2-Komponenten-Kleber (z.B. Equilox) einen Castverband am Huf befestigt, um ggf. einen Beschlag anbringen zu können. Da sich viele (angehende) Huftechniker vor Ort befanden, kam natürlich sofort die Frage auf, ob das Kleben von Laschen mit Sekundenkleber auf dem Cast funktioniert. Ein kurzer Versucht zeigte – nein, das hält nicht.
Außerdem gab es noch eine gemeinsame Praxis-Demo zu den Anschweißaufzügen „blueline“ der Firma Wolf Busch, die für jeden Kunststoffbeschlag, an den die heute gängigen Klebelaschen geschweißt werden können, geeignet sind. Wolfgang Busch, Entwickler der Anschweißaufzüge war selbst vor Ort um ein paar grundlegende Fakten zum Produkt zu erklären. Jeder der wollte, durfte das Verschweißen der Aufzüge an Duplos versuchen. Auch hier entstand wieder ein reger Austausch über verschiedene Verschweiß-Möglichkeiten, von der Verschweißhilfe, in die Duplo und Laschenkragen eingeklemmt werden, über Freihand-Schweißen mit dem Heißluftfön bis hin zum Verschweißen mit einem, extra dafür angefertigten, Lötkolben.
Ingo Mebus erörtert am Sonntag außerdem noch die Vor- und Nachteile von Aufzügen an Beschlägen. Obwohl ein Großteil der Teilnehmer aus Hufpflegern und Huftechnikern bestand, die mit dem Thema Aufzügen an Beschlägen nur selten bis gar nicht in Berührung kommen, war es doch für alle ein interessantes Thema. Den Blick über den Tellerrand und Wissbegierde haben wir zum Glück alle.
Samstagabend gab es wie immer ein gemeinsames Essen im „Woodland Inn“ mit legendären Burgern, Steaks und allerlei anderen Leckereien. Diesmal bekamen wir sogar einen eigenes Kaminzimmer nur für uns, was das gemeinsame Essen noch entspannter machte.
Wie bei jeder Fachtagung des Freundeskreis Huf gab es zwischen den Vorträgen viel Klatsch und Tratsch und einen guten, fachlichen Austausch zwischen den verschiedenen Sparten. Egal ob Hufschmied, Huftechniker, Hufpfleger (m/w/d) oder noch interessierter Laie oder Huffachmensch in Ausbildung – alle konnten und durften ihre Meinung und ihre Erfahrung beisteuern. Genau davon lebt der Freundeskreis und jedes Jahr wieder ist die Fachtagung ein Fixpunkt im Kalender, auf den sich alle freuen.
Regina Raulf